Server-Administration mit Keyhelp im TecTipps-Check

Wer einen eigenen Linux-Server beispielsweise als V-Server im Internet betreibt und dort mehrere Webseiten hosten möchte, kommt zumeist um ein Administrationstool nicht herum. Denn damit lassen sich bequem und ohne tiefere Systemkenntnisse Webseiten erstellen, Datenbanken einrichten und Email-Konten anlegen. Der unangefochtene Marktführer hier ist das Tool „Plesk“. Da dieses allerdings kostenpflichtig ist, machen viele kleine Serverbetreiber einen Bogen um das Tool. Zum Glück gibt es aber auch interessante und leistungsfähige Alternativen wie „Froxlor“, die auch bei uns lange zum Einsatz kam und durchaus zu empfehlen ist. Allerdings haben wir nun mit „Keyhelp“ der Thüringer Keyweb AG aus Erfurt eine noch interessantere kostenlose Alternative gefunden.

Froxlor vs. Keyhelp

Vergleicht man Froxlor und Keyhelp, so stellt sich Keyhelp als deutlich leistungsfähiger heraus. Was die Administrationsfunktionen angeht, so bietet Keyhelp denselben Leistungsumfang, ist aber bei der Einrichtung beispielsweise von Webseiten etwas intuitiver. Selbstverständlich werden SSL-Zertifikate unterstützt und auch der kostenlose Zertifikatsdienst „Let’s Encrypt“ ist mit an Bord. Bei den Accounts legt Keyhelp besonderen Wert auf Sicherheit. So kann auf Wunsch auch die Zwei-Faktor-Authentifizierung von Google aktiviert und damit der Zugriff für Hacker deutlich minimiert werden. Natürlich lassen sich die angelegten Nutzer individuell konfigurieren und Funktionen freischalten oder eben deaktivieren. Auch Limits bei der Speichergröße, den Emailkonten oder auch Datenbanken lassen sich bei Bedarf je Nutzer einzeln einstellen. Im Vergleich zu Froxlor übernimmt Keyhelp sogar die Systemadministration.

Keyhelp ist ein starkes Administrationstool mit zahlreichen Funktionen und Diensten

Server aktuell halten

Ein Problem bei vielen Servernutzern: Oft fehlt die Zeit, täglich nach sicherheitsrelevanten Updates zu suchen und diese einzuspielen. Keyhelp erleichtert diese Prozedur und kümmert sich selber darum. Voraussetzung ist allerdings ein geeignetes Linux-System. So ist Debian oder Ubuntu als LTS-Version sowie ein 64-Bit-Betriebssystem zum Betrieb erforderlich. Mindestens 1 GB Ram sollte der Server aufweisen und nach Möglichkeit unter dem Virtualisierungssystem KVM laufen. Im Test schafften wir allerdings mit einer kleinen Modifikation auch den problemlosen Betrieb unter Virtuozoo bzw. OpenVPN.

Auf Wunsch hält Keyhelp das komplette System immer auf dem aktuellen Stand. Die Updateintervalle lassen sich individuell einrichen.

Installationskonzept

Wer kennt das nicht: Wird ein Server aufgesetzt, installiert man in der Regel zunächst die Minimal-Version und dann nach und nach die entsprechenden Tools wie Apache2, PHP oder MariaDB. Dies ist bei Keyhelp erfreulicherweise nicht mehr erforderlich. Die Installation wird auf einem Minimal-System vorgenommen und Keyhelp installiert alle benötigten Komponenten komplett allein. Am Ende hat man einen LAMP-Server mit Mailserver, FTP-Server und zahlreichen Sicherheitstools wie Fail2Ban und Virenschutz. Kleine Kritik: Wer manche der Tools nicht braucht und Wert auf wenig installierte Dienste legt, hat während der Installation leider keine Chance, einzelne Installationen abzuwählen. Das kann nur später mit den üblichen Bordwerkzeugen durchgeführt werden. Immerhin: Über die Administrationsoberfläche von Keyhelp können nicht benötigte Dienste gestoppt werden. Das ändert jedoch nichts daran, dass diese weiter im System vorhanden sind.

Im Betrieb

Das System ist sehr komplex und zeigt beispielsweise auch Livedaten der Hardware. Doch die Struktur ist schnell durchschaut und das Einrichten von Webadressen oder Emails funktioniert intuitiv und schnell. Auch Let’s Encrypt ist mit an Bord und erlaubt den mittlerweile obligatorischen Betrieb der Webseiten mit HTTPS. Wer möchte, kann auch zusätzliche PHP-Versionen installieren und diese je nach Bedarf zur Nutzung freischalten. Webseiten landen dann übrigens im „Home“-Ordner des Nutzers unter dem absoluten Pfad /home/‘Nutzername‘/www. Wer zuvor andere Systeme im Betrieb hatte, muss sich hier also etwas umstellen.

Das Einrichten von Domains wird mit Keyhelp zum Kinderspiel. Natürlich lässt sich auch HTTPS aktivieren.

Pluspunkt: Backup

Ein Manko bei Froxlor hat uns immer gestört: Dort gibt es keine Backupfunktion. Weder für das Panel selbst noch für erstellte Webseiten. Bei Keyhelp ist das anders. Hier kann der Nutzer entweder manuell oder vollautomatisch Backups aller Domains inklusive Email und Datenbanken anlegen. Auch die Einstellungen von Keyhelp selbst lassen sich so sichern. Sogar das Sichern auf einem anderen Server ist möglich. Das hat uns sehr gut gefallen.

Fazit

Keyhelp ist ein sehr starkes Administrationstool, welches nebenbei auch noch die Einrichtung eines Servers deutlich vereinfacht. Selbst den vergleich mit dem kostenpflichtigen Plesk braucht das Tool nicht zu scheuen. Denn praktisch alle Administrationsfunktionen sind auch hier vorhanden. Lediglich eine Anwendungsverwaltung mit Direktinstallation von Diensten wie WordPress oder Mediawiki gibt es nicht. Aber das sollte einen gewissenhaften Serverbetreiber auch nicht weiter stören. Wir können Keyhelp voll und ganz empfehlen und sehen darin das eines der umfangreichsten kostenlosen Web-Administrationstools überhaupt. Zu finden ist das Programm unter https://www.keyhelp.de. Zum Testen empfehlen wir den 1-Euro-Server von 1blu unter diesem Link. Achtung: kündigen nicht vergessen, sonst kostet der V-Server 4,99 € ab dem folgenden Vertragsjahr!

Bildquellen im Artikel

  • Start: © Screenshot Keyhelp
  • Anwendungen: © Screenshot Keyhelp
  • Domains: © Screenshot Keyhelp
  • Backups: © Screenshot Keyhelp
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